Bewusste Entspannung, Stress lösen


 

Hier nun allgemeine Informationen zum Thema Entspannung und weiteren etablierten Methoden, die zum Teil auch in Taiji und Qi Gong- wenn auch in etwas anderer Form- Anwendung finden.

In Taiji und Qi Gong steuert die entspannte Aufmerksamkeit den Atem und die Bewegungen. Langsamkeit und Achtsamkeit/ achtsame Beobachtung halten den Verstand beschäftigt, der so nicht zu Alltagsthemen abschweifen kann und sich nach und nach beruhigt. Verspannungen werden gelöst, die Atmung vertieft, der Schwerpunkt sinkt in unsere Körpermitte, wo er hingehört und wir verbinden uns wieder auf natürliche Art mit der erde und auch dem Himmel.

In diesem natürlichen Zustand finden wir in tiefe, regenerierende Entspannung, ohne dabei in Trance abzurutschen: wir sind entspannt, dabei aber wach und klar mit erweiterter (Körper- und Außenwahrnehmung). Jetzt können effektive Regenerationsprozesse im Körper stattfinden, welcher sich selbst zu regulieren beginnt.

 

Zum Thema Entspannung im Taiji und Qi Gong, dem sogenannten Fangsong, lesen Sie bitte auch die Informationen in der Rubrik Chen Taiji, hierfür die erforderliche Körperhaltung unter Hintergrundwissen....

 

 

 


Man kann seine wahre Natur nicht durch sich selbst finden; aber wenn jemand die Idee des Ichs losläßt, wird er ganz natürlich zu dem Selbst, das mit dem Universum verbunden ist.                                                                   (Kodo Sawaki)

 

 


Allgemeines: Enstpannung & Entspannungsverfahren

Der Entspannungsimpuls:

 

Wie man schon aus dem Namen schließen kann, wird in der Tiefenentspannung (TE) ein Zustand der völligen, tiefen Entspannung von Körper und Geist angestrebt.

 

Der bei Streß automatisch eingeschaltete "Flucht-Kampf-Mechanismus" (s.u.) des Gehirns wird ausgeschaltet und an seiner Stelle wird der sog. Entspannungsimpuls aktiviert. Hier spielt auch der Vagusnerv eine wichtige Rolle und in diesem Zusammenhang eine korrekte Kopfhaltung, insbesondere auch beim Schlaf!

 

Es kommt zur Ausschüttung von Glückshormonen (endorphinen Stoffen), Serotonin und anderer Botenstoffe des Gehirns, welche für Glücksempfinden zuständig sind. Gleichzeitig werden Adrenalin und weitere Streßhormone reduziert.

 

Die Sympatikus-Aktivität ("Streßnerv") geht zurück, in Folge kommt es zu Muskelentspannung, Beruhigung des Herzschlags, Reduzierung des Blutdrucks, Verringerung der Atemfrequenz und sogar der Schweißabsonderung.Die gleichzeitige Aktivierung des Parasympatikus aktiviert Immunsystem, Reparaturprozesse und Verdauung..Kreativität und Aufmerksamkeit werden verbessert, das Gehirn ist in den Alpha-Zustand eingetreten. (vgl. Betazustand= normaler Wachzustand). Die Alphafrequenz ermöglicht das Löschen beeinträchtigender Programmierungen im Gehirn und die positive Neuprogrammierung, ein bißchen vergleichbar mit dem "reset" im Computer, nach welchem eine einwandfreie Neuprogrammierung ermöglicht wird.

 

 Alpha-Wellen also führen zu Glücksgefühl, Regeneration, Inspiration, Kreativitätund Lebenslust; Voraussetzung hierfür ist die Rhytmusänderung von der Anspannung zur Entspannung. Hierdurch kommt es auch zu mehr innerer Ruhe und zur allgemeinen Verbesserung (oder Wiederentdeckung) des eigenen Körpergefühls.

Da jeder Mensch ein Individuum ist und sich von seinen Mitmenschen unterscheidet, wurden verscheidenen Methoden der Tiefenentspannung entwickelt, von denen wir Ihnen die Folgenden anbieten:

  

PMR nach Jacobsen
Bei der progressiven Muskelrelaxation werden nacheinander die Muskeln der einzelnen Körperregionen angespannt und dann wieder entspannt, was in Kombination mit tiefer Bauchatmung zu einer Entspannung von Muskulatur und Psyche führt.
 
Bodyscan:
Wurde besonders durch den amerikanischen Arzt Kabbat-Zinn und entstand aus der Vipassana und Vedanta Meditation. Hierbei fühlt man sich nacheinander durch den eigenen Körper, jedoch ohne die Regionen mental zu benennen. Das Körperbewußtsein wird verbessert, Blockaden können gelöst werden und eine gleichzeitige Arbeit an Chakren oder Meridianen ist ebenfalls möglich. Diese Methode wird mit unseren Übungen der Körperwahrnehmung in Taiji und Qi Gong angewendet.
Tiefenentspannung über das Fühlen:
Auch hier fühlt sich der Praktikant bewußt durch seinen Körper, fühlt das Loslassen, die Schwere, Wärme, Kribbeln und ggf. bei Fortgeschrittenen auch die Umgebung.
Eine andere Methode arbeitet auch mit dem Anheben und Sinken lassen der Gliedmaßen in Kombination mit Anspannung oder Schweregefühl.

Autogenes Training- TE
Wie schon der Name sagt, geht es hier um Autosuggestion, entwickelt in den 20er Jahren durch Nervenarzt H.J. Schultz.
Man kann die ATE in sitzender "Droschkenkutscherhaltung oder Pharaonenhaltung, sowie im Liegen ausführen.
Neben körperlicher und seelischer Balance und Entspannung werden auch die vegetativen Prozesse des Körpers, die nicht vom vegetativen Nervensystem direkt gesteuert werden unterstützt, also auch viele Organe. Regelmäßiges Üben führt zu Ruhe und Gelassenheit im Alltag, mehr Vitalität und Harmonie, verbesserter Konzentrationsfähigkeit, gestärkter Immunabwehr, Unterstützung von Herz-Kreislauf usw...
Konzentration auf Schwere, Wärme, Atmung, Herz, Bauch Stirn und Ruhe sind wesentliche Faktoren.

Diese Methoden können kombiniert werden mit Affirmationen, durch die man das sich im Alphazustand befindliche Gehirn neu mit positiven Qualitäten programmiert, sowie mit der hypnotischen Phantasiereise, in der der Praktizierende in eine mentale Umgebung geführt wird, die durch ihre angenehmen Qualitäten Regeneration und Entspannung optimal unterstützt.
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Stress und FKM:
Der Flucht-Kampf-Mechanismus (FKM) stammt noch aus Urzeiten: Tauchte Gefahr für den menschen auf, war dieser mechanismus überaus wichtig für das Überleben: alle für Flucht oder Kampf wichtigen Funktionen und verfügbaren Kräfte wurden aktiviert, hierfür unnötige Funktionen wurden ausgeschaltet:
Der sog. "Streßnerv" Sympatikus wurde aktiviert und sorgte für die Ausschüttung von Adrenalin, die Erhöhung von Herzschlag und Blutdruck, erhöhte Schweißabsonderung, Muskelanspannung und Focussierung ("Tunnelblick") nur auf die Gefahr - und "unnötige" Körperfunktionen, wie Verdauung, Kreativität etc. wurden verlangsamt, bzw. reduziert.
Damals war das ein sinnvoller Mechanismus, denn er ermöglichte den kurzfristigen Einsatz extremer Kräfte zum Zwecke des Überlebens. Nach erfolgreicher Flucht oder beendetem Kampf schaltete sich die Sympatikus-Aktivität automatisch wieder ab und der Körper kam zurück in den Normalzustand und konnte sich von den Strapazen erholen.
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Heute ist das leider nicht mehr so einfach, da man vielen Problemen dauerhaft ausgesetzt ist und sie nicht durch Flucht oder eine kämpferische Auseinandersetzung lösen kann. Dadurch kann sich der FKM nicht wieder völlig abschalten und es kommt durch den chronischen Streß auch zu einer dauerhaft übersteigerten Sympatikus-Aktivität und in deren Folge häufig zu körperlichen oder psychischen Beschwerden und Krankheiten.
Mit Taiji, Qi Gong, Meditation und speziellen Entspannungsverfahren kann man Streß jedoch wirkungsvoll lösen, bzw. die Streßanfälligkeit durch konsequente Übungspraxis auch deutlich herabsetzen.
Alfie Schütz